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Tagung: Ernährung im Wandel

Die Handlungsempfehlungen des Bürgerrates

Die Bundesregierung hat in der vergangenen Legislatur eine Ernährungsstrategie verabschiedet und Empfehlungen vom ersten Bürgerrat des Deutschen Bundestages eingeholt. Dieser erarbeitete ein Gutachten dazu. Die Tagung des Ständigen Ausschusses Hauswirtschaft und Verbraucherthemen im Oktober 2025 drehte sich rund um die Ergebnisse des Gutachtens. 

Bei der Tagung bestand viel Raum für Diskussionen und Austausch. © kfd/Stefanie Steidl

Bei der Tagung gingen die Teilnehmerinnen und Referent*innen in Bezug auf die Arbeit des Bürgerrates vor allem Fragen nach wie:

  • Welche Empfehlungen und Strategien liegen vor?


  • Was wurde davon bereits umgesetzt?


  • Welche konkreten Forderungen sind offen und nach wie vor aktuell?


  • Was ist uns als katholischer Frauenverband wichtig?


  • Welche Erfahrungen haben Mitglieder des Bürgerrates gemacht?


  • Wie werden die Empfehlungen von politischem Entscheidungsträger*innen aufgenommen?


Karen Bömelburg und Biggy Kewitsch vom Bürgerrat berichteten, wie die Arbeit ablief: Die Mitglieder trafen sich zu drei Präsenz- und sechs Onlinetreffen. Die Arbeitsergebnisse: neun Empfehlungen, ausgewählt aus anfangs etwa 70 Themen. Auch kontroverse Diskussionen gehörten dazu, beispielsweise über die Verbrauchsabgabe zur Förderung des Tierwohls und eine Zuckersteuer. 

  • Sozioökonomin Melanie Speck zu den Empfehlungen des Bürgerrates

    Melanie Speck, Professorin für Sozioökonomie in Haushalt und Betrieb an der Hochschule Osnabrück, sprach in einem Impulsreferat über den gesellschaftspolitischen Mehrwert von Bürgerräten. Sie würden ein Stimmungsbild wiedergeben. Zudem ließen sich in diesem Rahmen gemeinsame Lösungen finden, wenn Menschen mit polarisierenden Meinungen beteiligt sind. Ein wichtiger Aspekt sei dabei auch, dass Bürgerräte eine Art Beraterfunktion gegenüber der Politik übernehmen können.

    Melanie Speck zu einigen Empfehlungen des Bürgerrates:

    1. kostenlose Kinderverpflegung

    • hat nicht nur positive Wirkung auf die Gesundheit, sondern auch Einfluss auf den sozialen Bereich: man sitzt und isst zusammen; Konflikte lassen sich dadurch leichter lösen.
    • höhere Lebensqualität wegen des Gefühls größerer Verbundenheit

    2. einheitliches Label

    • die Aspekte Klima, Tierwohl, Gesundheit, Soziales sollen mit einem Label abgedeckt werden
    • Klarheit statt Labeldschungel

    3. Abschaffung der Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse

    • davon profitierten vor allem einkommensschwächere Haushalte
    • die Bevölkerung könnte in Richtung Prävention gelenkt werden

    4. verpflichtende Weitergabe von Lebensmitteln

    • ist zu befürworten
    • Verstöße könnten mit Geldstrafen geahndet werden

„Ein Bürgerrat ist wie ein Schneeball, der wächst und wächst. Es braucht Geduld und viele Menschen, die sich damit befassen.“

Karen Bömelburg

  • Astrid Boltz von der Verbraucherzentrale zu dem, was die Poltik damit macht

    Astrid Boltz, Referentin für Ernährungspolitik beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, sprach darüber, welche Relevanz die Empfehlungen des Bürgerrates in der Politik erhalten haben.

    Der Stand der Dinge:

    Das Verfahren insgesamt ist im Parlament bzw. in den Ausschüssen noch nicht abgeschlossen. Im November 2024 fanden die letzten beratenden Termine vor dem Ampel-Aus statt.

    Die Empfehlung zur Weitergabe von Lebensmitteln wird möglicherweise in der aktuellen Legislatur realisiert, womöglich auch eine abgespeckte Version des anvisierten Labels.

    Zu einer Zuckersteuer und der Empfehlung, Energydrinks erst ab 16 Jahren zu verkaufen, läuft derzeit eine Diskussion in Schleswig-Holstein.

    Astrid Boltz plädierte in ihrem Vortrag dafür, diese Themen hochzuhalten, trotz aller Widerstände, auch angesichts von über 80 % der Bevölkerung, die staatliche Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährung befürworteten.

„Wir wünschen nicht, wir fordern.“

Margot Klein, Sprecherin des Ständigen Ausschusses

Abschließend arbeiteten die Teilnehmerinnen der Tagung in Kleingruppen zu den vier Themen:

1. Wissensvermittlung an die Basis
2. Forderungskatalog
3. Thema in die Politik
4. Stärkung von Bürgerräten

Zentrale Fragen dabei: Was tun wir jetzt damit? Wie lässt sich verbandlicherseits unterstützen?

„Es braucht Geduld und langen Atem. Aber ein Stück Geduld ist auch langsam zu Ende.“

Helga Klingbeil-Weber, Referentin für Gesellschaftspolitik beim kfd-Bundesverband

Der Bürgerrat Ernährung im Wandel

Die Mitglieder eines Bürgerrates bilden den Querschnitt der Bevölkerung ab und diskutieren jenseits von Meinungsumfragen und Lobbyismus. Die 160 Mitglieder erarbeiteten ein Gutachten mit konkreten Handlungsempfehlungen zu "Ernährung im Wandel". Darunter waren Empfehlungen zu einem kostenlosen Mittagessen für Kinder in Kitas und Schulen oder die Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse. Beschlüsse folgten daraus jedoch nicht. Für ein Votum des Ernährungsausschusses, das über eine bloße Kenntnisnahme hinausgehen sollte, fand sich keine Mehrheit.